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10.11.2014
9. November 2014: Gedenken an die Opfer der Pogromnacht 1938
„Fluchtwege; Flucht: 1938 und heute“
Zum 76. Mal jährte sich in diesem Jahr die Reichspogromnacht vom 9. November 1938,
Beginn des Terrors gegen Menschen jüdischen Glaubens in Deutschland,
der in massenhafter Vernichtung jüdischen Lebens europaweit mündete.
Am vergangenen Sonntag luden wir ein zu einem mahnenden Gedenken an der Gedenktafel
vor dem ehemaligen Haus der Familie Falkenstein,
in dem sich der Gebetsraum der jüdischen Gemeinde in Stolberg befand.
Flyer (PDF): hier.
Bericht an-online.de:
Mahnwache zum Gedenken an die Reichspogromnacht
Von Dirk Müller, 09. November 2014, 17:21 Uhr
Stolberg. „Der Blick auf dieses Haus und die Namen der Opfer ermahnt uns, dafür zu sorgen, dass das dunkelste Kapitel der Geschichte sich nicht wiederholt“, sagte Bürgermeister Tim Grüttemeier bei der Mahnwache zur Erinnerung an die Reichspogromnacht am 9. November 1938, die den industriellen Massenmord durch die Nazis eingeleitet hatte.
Das Stolberger Bündnis gegen Radikalismus und die Gruppe Z (Zukunft ohne Fremdenhass, Faschismus und Krieg; gegen das Vergessen) hatten zu der Mahnwache vor dem ehemaligen jüdischen Bethaus eingeladen, und rund 50 Menschen gedachten der jüdischen Mitbürger, denen die Nazis das Recht auf Leben seinerzeit grausam entzogen hatten.
Bündnis-Sprecherin Beatrix Oprée begrüßte die Teilnehmer an der Mahnwache, und Karen Lange-Rehberg erinnerte an persönliche Schicksale von Stolberger Familien. „Die meisten Stolberger Juden endeten in Theresienstadt und in Auschwitz“, sagte Lange-Rehberg.
Musikeinspielungen und von Ralf Dallmann vorgetragene Gedichte verliehen dem Gedenken einen würdigen Rahmen.
Stolpersteine geplant
Die Gruppe Z machte auf den Plan von der Verlegung sogenannter Stolpersteine im Steinweg aufmerksam. Den Anfang machen sollen zehn im Boden eingelassene Steine, die an die Stolberger Familien Salomon und Zinander erinnern sollen, zum Beispiel an die Schülerin Hannelore Salomon, die mit ihrer Familie im Steinweg 56 wohnte. Bis sie nach Amsterdam floh, deportiert wurde und 1944 in Auschwitz ermordet wurde
im Alter von elf Jahren.
Derzeit sind die Namen von rund 50 Stolbergern, die ermordet wurden, bekannt und langfristig soll jedem dieser Opfer mit einem Stolperstein gedacht werden.
Auch wenn die Schüler Rollen einnahmen, berichteten sie in diesen nicht von fiktiven Schicksalen, sondern ließen die realen Erfahrungen von Mitschülern und Freunden in ihre ergreifenden Beiträge einfließen.
„Ein Willkommen den Flüchtlingen?“ hatte Udo Beitzel seinen Vortrag überschrieben. „Nicht die Abwehr von Flüchtlingen, sondern den Menschen zu helfen, sollte unser Ziel sein“, erklärte Beitzel und forderte in diesem Zusammenhang: „Stoppt die Menschenrechtsverletzungen an den Außengrenzen der Europäischen Union. Wir müssen legale Wege öffnen und das Sterben beenden.“
Er betonte, dass heute Flüchtlinge Schutz in Europa dringend brauchen würden, und forderte für sie freie Wahl eines Asyl-Landes ein.
(Bildunterschrift:) Schüler der Kogelshäuserschule befassen sich mit den gegenwärtigen Schicksalen junger Flüchtlinge, die auf realen Erfahrungen von Mitschülern und Freunden basieren.
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29.10.2014
Die 6. Regionalkonferenz „Aktiv gegen Rechts“
... fand statt am Samstag, 25. Oktober 2014, im Gymnasium der Stadt Würselen
„Gemeinsam: diskutieren, informieren, handeln“ lautete das Motto zwischen
10 und 17 Uhr in der Klosterstraße.
Engagierte aus Initiativen gegen Rechtsextremismus in der Aachener Region
trafen sich wie in den vergangenen Jahren zum Ratschlag, nun erstmals in Würselen. Vorträge und Workshops luden zur
Auseinandersetzung mit aktuellen Aspekten des Rechtsextremismus (nicht nur) im Raum Aachen ein
(Plakate und Flyer siehe unten): „Für ein Europa ohne Nationalismus, Militarismus und Rassismus!
Für ein Europa mit offenen Grenzen!“
Auch wir waren wieder mit einem Stand vertreten.
Fotos (zur Vergrößerung darauf klicken):
Bericht des VVN/BdA:
Der Rechtspopulismus und Militarismus im Visier
6. Antifaschistische Regionalkonferenz in Würselen
„Das Fazit des vergangenen Jahres ist niederschmetternd“, heißt es in der Abschlusserklärung der sechsten Regionalkonferenz „Aktiv gegen Rechts“, die am Samstag im Städtischen Gymnasium Würselen stattfand. So haben die Parteien der äußersten Rechten erschreckende Wahlergebnisse in ganz Europa erreicht. „Auch in Deutschland konnte mit der AfD eine chauvinistische und nach Rechts offene Partei Parlamentssitze erringen“, führen die Konferenz-Teilnehmer vor Augen.
Aachens DBG-Vorsitzender Ralf Woelk führte durch das Programm der Regionalkonferenz. Er begrüßte auch den Schirmherren der Veranstaltung, Würselens Bürgermeister Arno Nelles, der sich angesichts der nicht abebbenden Flüchtlingswelle nachdrücklich für eine positive Willkommenskultur in unserem Land aussprach.
Eine Analyse des europäischen Rechtspopulismus legte der Sozialwissenschaftlers Alexander Häusler vor. Der Dozent der FH Düsseldorf arbeitet im Forschungsschwerpunkt Rechtsradikalismus/Neonazismus (Forena). Er referierte darüber, wie es den Rechtsaußenparteien europaweit gelingt zu erstarken. Er deckte dabei auch nationalistische und europafeindliche Tendenzen der "Aktion für Deutschland" (AfD) auf, die er als Hoffnungsträger für Rechts-Parteien wie den französischen Front National im Streben nach Vernetzung auffasst. Dagegen sei man hierzulande nicht gewappnet.
"Zu sehr ist der Kampf gegen Rechts noch immer auf neonazistische Tendenzen und deren Straftaten konzentriert." Häuslers Appell: Den Blick zu weiten auch auf den aufkeimenden Rechtspopulismus, der als „biedermännisch bürgerlicher Nationalismus“ daherkomme.
In Arbeitsgruppen befassten sich die Teilnehmer mit Rassismus gegen Flüchtlinge, dem „Feindbild Islam“ und der „Militarisierung der Außenpolitik“, ferner mit antifaschistischer Erinnerungsarbeit und Zeitzeugenberichten.
Wie sehr sich auch schon junge Menschen gegen Rassismus einsetzen, stellten Schüler des Gymnasiums unter Beweis: Sie präsentierten Beiträge im Zuge des Projekts „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“, die großen Anklang fanden.
Die Regionalkonferenz hat im Kampf gegen Rechts auch die Behörden im Visier:
In den NSU-Untersuchungsausschüssen etwa seien „haarsträubende Dinge ans Licht gekommen und nicht aufgeklärt worden“, heißt es in der Erklärung. So sei die Mordserie der NSU nur möglich gewesen, weil Behörden und Teile der Gesellschaft die Augen verschlossen hätten.
Unter dem Firmenschild „Die Rechte“ genössen Faschisten Parteiprivilegien.
Zwar gebe es in der Region gute Beispiele für Engagement gegen Rechts, doch, so schließt die Erklärung, reiche es nicht, nur gute Gesinnung zu zeigen: „Es ist nötig, sich über Rassismus, Antisemitismus, Militarismus und Neonazismus aufzuregen“, fordert die Konferenz.
Die Regionalkonferenz soll im kommenden Jahr den Arbeitstitel „Weiter so?“ tragen und sich mit Arbeitsweisen, Organisation von Bündnisarbeit und Vernetzung auseinandersetzen.
Hier der Wortlaut der Erklärung.
Abschlusserklärung der 6. Regionalkonferenz Aktiv gegen Rechts am 25.10.2014 in Würselen
Die Konferenz:
Zum sechsten Mal trafen sich Vertreterinnen und Vertreter lokaler Initiativen gegen Rechts in unserer Gesellschaft. In diesem Jahr standen besonders die Ergebnisse der Europawahlen und die Flüchtlingsabwehr europäischer Staaten im Zentrum der Diskussionen. Moderator Ralf Woelk (Geschäftsführer des DGB-NRW Süd-West) begrüßte die rund 100 Anwesenden und hob hervor, dass es eine gute Tradition der bislang sechs Konferenzen Aktiv gegen Rechts in den verschiedenen Städten ist, dass Basis-Aktivist_innen und Mandatsträger_innen aus Gemeinden um ein gemeinsames Auftreten gegen Rassismus und Neonazismus gerungen haben und es viele positive Beispiele für Zusammenarbeit auf der lokalen Ebene gibt.
Der Hauptvortrag des Vormittags wurde gestaltet von Alexander Häusler vom Forschungsschwerpunkt Rechtsradikalismus/Neonazismus (FORENA) an der FH Düsseldorf. In der Mittagspause präsentierten Schülerinnen und Schüler des Würselener Gymnasiums ihre Beiträge zum Projekt Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage. Außerdem konnten sich die Teilnehmer_innen an Infoständen über die Arbeit und Projekte der beteiligten Basisgruppen informierten. Im Nachmittag wurde in fünf Arbeitsgruppen informiert und diskutiert über die Situation von Flüchtlingen, die Erinnerungsarbeit anderer europäischer Länder, über die Stellung des Islams in Europa und über die Militarisierung der Außenpolitik. Für Schüler_innen wurde eine Arbeitsgruppe mit dem Zeitzeugen Helmut Clahsen durchgeführt.
Der Stand der Dinge:
Das Fazit des vergangenen Jahres ist niederschmetternd: Die Parteien der äußersten Rechten haben erschreckende Wahlergebnisse erreicht. Rassismus und Nationalismus in Europa konnten nicht zurückgedrängt werden. Auch in Deutschland konnte mit der AFD eine chauvinistische und nach rechts offene Partei Parlamentssitze erringen. Leidtragende sind vor allem Flüchtlinge, deren Behandlung nicht zuletzt in Deutschland der Menschenwürde widerspricht.
Zusätzlich hat die „freie“ Welt Brandfackeln in die öl-und rohstoffbesitzenden Länder geworfen. Staaten sind im Chaos versunken. Unter dem Vorwand, Diktatoren zu bekämpfen, bewaffnete sie Regimegegner. Dabei stachelte sie Kräfte an, die sie nun bekämpfen. Immer mehr wird Krieg zur Lösung von Problemen und nachher stellt sich heraus, dass die Probleme größer geworden sind, darüber aber hunderttausende Tote zu beklagen sind. Die Bundesrepublik ist daran durch Waffenlieferungen und Destabilisierung von Regierungen beteiligt. So werden Fluchtgründe geschaffen und die Flüchtlinge, die nicht vor den Außengrenzen der EU ertrinken, werden in der EU illegalisiert und verfolgt.
Die Konferenz hat in jedem Jahr in ihrer Schlusserklärung die Untätigkeit und Unfähigkeit von Behörden im Kampf gegen Rechts kritisiert. In den NSU-Untersuchungsausschüssen sind haarsträubende Dinge ans Licht gekommen und nicht aufgeklärt worden. Das Spitzelunwesen der Geheimdienste ist zur Gelddruckmaschine für kriminelle Nazi-Banden geworden. Es hat sich herausgestellt, dass die Mordserie der NSU nur möglich war, weil Behörden und Teile der Gesellschaft die Augen vor dem Problem des rechten Terrors verschlossen haben. Bis heute ist das Bombenattentat auf das Oktoberfest nicht aufgeklärt. Bis heute ist die Öffentlichkeit nicht darüber informiert, wie viele von der Polizei gesuchte Neonazis untergetauchte Zeitbomben sind.
Die Nachfolger der verbotenen Nazi-Kameradschaften genießen unter dem Firmenschild Die Rechte Parteienprivilegien. Die Provokationen dieser Neonazis sind unappetitlich und kriminell. Sie gehören verboten wie die FAP der 90er Jahre, von der es auch jahrelang hieß, sie könne als Partei nicht verboten werden. Und so, wie in Deutschland die Augen vor dem Neonazismus verschlossen wurden, so erkennen viele die Nazis auch nicht, wenn sie in der Ukraine als Teil der neuen Machthaber auftauchen.
In der Region gibt es gute Beispiele für lokales Engagement gegen Rechts. Oftmals reicht es jedoch nicht, „nur“ gute Gesinnung zu zeigen. Wenn es ernst wird, wenn persönliches Handeln gefragt ist, dürfen die Aktiven nicht weniger werden, denn wir brauchen vielfältigen, aktiven Widerstand. Es ist immer noch so, dass Naziaufmärsche von Behörden und Institutionen verheimlicht werden, „damit es keinen Ärger gibt“. Die, die sich den Nazis dann entgegenstellen, dürfen nicht als gewaltbereite Ruhestörer_innen denunziert werden. Das alles ist aber kein Problem des rechten Randes, es ist ein Problem der Gesamtgesellschaft und solange Ruhe die erste Bürgerpflicht ist, wird sich daran wenig ändern. Es ist nötig, sich über Rassismus, Antisemitismus, Militarismus und Neonazismus aufzuregen und sich vielfältig dagegen zu engagieren.
Was tun?
Auch wir haben keine Patentrezepte, aber wir arbeiten daran, Lösungen zu finden, die viele mittragen können. Der Zusammenhalt der vergangenen sechs Regionalkonferenzen ist gewachsen und eine gute Basis für die Zukunft. Wir schlagen daher vor, die Regionalkonferenz 2015 unter dem Titel Weiter so? durchzuführen und uns dort intensiv mit Arbeitsweisen, Organisation von Bündnisarbeit und Vernetzung auseinanderzusetzen. Hier sollen die Fragen, die wir „unterwegs“ in der gemeinsamen Arbeit gegen Rechts nur unzureichend klären konnten, behandelt werden.
Bericht aachener-zeitung.de:
Regionalkonferenz hat rechtspopulistische Parteien im Visier
Von Markus Bienwald, 26. Oktober 2014, 18:00 Uhr
Würselen. „Das Fazit des vergangenen Jahres ist niederschmetternd“, heißt es in der Abschlusserklärung der sechsten Regionalkonferenz „Aktiv gegen Rechts“, die am Samstag im Städtischen Gymnasium Würselen stattfand. So haben die Parteien der äußersten Rechten erschreckende Wahlergebnisse in ganz Europa erreicht.
„Auch in Deutschland konnte mit der AfD eine chauvinistische und nach Rechts offene Partei Parlamentssitze erringen“, führen die Konferenz-Teilnehmer vor Augen.
Aachens DBG-Vorsitzender Ralf Woelk führte durch das Programm der Regionalkonferenz. Er begrüßte auch den Schirmherren der Veranstaltung, Würselens Bürgermeister Arno Nelles, der sich angesichts der nicht abebbenden Flüchtlingswelle nachdrücklich für eine positive Willkommenskultur in unserem Land aussprach.
Eine überaus penible Analyse des europäischen Rechtspopulismus stellte der Vortrag des Sozialwissenschaftlers Alexander Häusler dar. Der Dozent der FH Düsseldorf arbeitet im Forschungsschwerpunkt Rechtsradikalismus/Neonazismus (Forena) und zeigte minuziös auf, warum es Rechtsaußenparteien europaweit gelingt zu erstarken. Er deckte dabei auch nationalistische und europafeindliche Tendenzen der AfD auf, die er als Hoffnungsträger für Rechts-Parteien wie den französischen Front National im Streben nach Vernetzung darlegte. „Sind wir dagegen gewappnet?“, wollte Ralf Woelk wissen. Die klare Antwort des Experten: „Nein“ – zu sehr sei der Kampf gegen Rechts noch immer auf neonazistische Tendenzen und deren Straftaten konzentriert. Sein Appell: Den Blick zu weiten auch auf den aufkeimenden Rechtspopulismus, der als „biedermännisch bürgerlicher Nationalismus“ daherkomme.
Ein Appell, den die Konferenzteilnehmer in die Arbeitsgruppen mitnahmen, die sich mit Rassismus gegen Flüchtlinge, dem „Feindbild Islam“ und der „Militarisierung der Außenpolitik“ genauso befassten wie mit antifaschistischer Erinnerungsarbeit und Zeitzeugenberichten von Helmut Clahsen.
Wie sehr sich auch schon junge Menschen gegen Rassismus einsetzen, stellten Schüler des Gymnasiums unter Beweis: Sie präsentierten Beiträge im Zuge des Projekts „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“, die großen Anklang fanden. „Ich finde es wichtig, aktiv zu sein, weil wir die Zukunft sind“, sagte Schülersprecher Kay Frenken auf Nachfrage. Zwei Beispiele: Aaron Paul Ostwald hat ein Gedicht geschrieben, eindrucksvoller Beweis einer eigenen Meinung zum Thema und Ausdruck eines klaren Auftretens gegen jede rassistische und nationalistische Tendenz. Und Lara Voigt hat mit Mit-Schülern eine Fotoaktion aufgelegt.
In Anlehnung an den brasilianischen Fußballprofi Dani Alves, dem als Fan-Attacke eine Banane aufs Spielfeld geworfen wurde, die er kurzerhand aufhob, um hineinzubeißen und sich dann für die Energiespende zu bedanken. Sein Landsmann Neymar postete nach der Partie ein Foto von sich und seinem Sohn mit Banane und dem Hashtag #weareallmonkeys und trat so eine Sympathie-Welle los. 200 Schüler und auch Lehrer des Würselener Gymnasiums taten es ihnen gleich – und so entstand eine ganze Fotowand, die am Samstag sichtbares Zeichen gegen Rassismus war.
Die Regionalkonferenz hat im Kampf gegen Rechts auch die Behörden im Visier: In den NSU-Untersuchungsausschüssen etwa seien „haarsträubende Dinge ans Licht gekommen und nicht aufgeklärt worden“, heißt es in der Erklärung. So sei die Mordserie der NSU nur möglich gewesen, weil Behörden und Teile der Gesellschaft die Augen verschlossen hätten.
Weiterer Aufreger sind die untergetauchten Neonazis, die unter dem Firmenschild „Die Rechte“ Parteiprivilegien genössen. Zwar gebe es in der Region gute Beispiele für Engagement gegen Rechts, doch, so schließt die Erklärung, reiche es nicht, nur gute Gesinnung zu zeigen: „Es ist nötig, sich über Rassismus, Antisemitismus, Militarismus und Neonazismus aufzuregen“, fordert die Konferenz. Und: „Die, die sich den Nazis entgegenstellen, dürfen nicht als gewaltbereite Ruhestörer denunziert werden.“ Patentrezepte konnten die Akteure abschließend nicht präsentieren, doch der gewachsene Zusammenhalt bei den Regionalkonferenzen sei eine gute Basis für die Zukunft.
Die Regionalkonferenz soll im kommenden Jahr den Arbeitstitel „Weiter so?“ tragen und sich mit Arbeitsweisen, Organisation von Bündnisarbeit und Vernetzung auseinandersetzen.
(Bildunterschrift:) „We are all Monkeys!“ Unter anderem mit einer eindrucksvollen Fotoaktion treten Würselener Gymnasiasten gegen Rassismus ein: (v.l.) Aaron Paul Ostwald, Lara Voigt und Kay Frenken. Foto: Markus Bienwald
Einladungs-Flyer (PDF):
Mailing / Programm (PDF):
Flyer (PDF) zu den Arbeitskreisen:
Arbeitskreis 1: „Von der Festung Europa bis zur Ausgrenzung vor der Haustür:
Das Problem heisst Rassismus. Welche Handlungsmöglichkeiten haben wir lokal/regional?“
Arbeitskreis 2: „Feindbild Islam. Pauschalisierung und Dämonisierung
bis zum Faschismusvorwurf sind Mittel des rechten Rassismus.“
Arbeitskreis 3: „Antifaschistische Erinnerungsarbeit – die europäische Perspektive.
Wie gedenken Italiener, Franzosen oder Belgier?“
Arbeitskreis 4: „Antreten für Menschenrechte: Die Militarisierung
von Außenpolitik und Sprache am Beispiel des Ukraine-Konflikts.
Geopolitische Interessen im Neusprech.“
Arbeitskreis 5: „Zeitzeugengespräch mit Helmut Clahsen: Im Versteck vor den Nazis.“
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24./27.09.2014
Unsere Audio-Dokumentation ist ab sofort erhältlich:
Zwei Stolberger als „Moorsoldaten“ im KZ –
Arnold Janz und Josef Henges berichten.
2 Audio-CDs, abspielbar auf CD-Player und PC. Gesamtlaufzeit: ca. 1 Stunde 38 Minuten.
Erhältlich direkt bei uns oder (ab 27.10.) auch im Stolberger Buchhandel. Auch an unserem Stand bei der
6. Regionalkonferenz „Aktiv gegen Rechts“
am 25.10. in Würselen werden die CDs erhältlich sein. Der Verkaufspreis beträgt 10,–€ pro Exemplar,
der Erlös fließt in weitere Aktionen der Gruppe Z.
Aus unserer Pressemitteilung:
Betr.: Herausgabe neuer CDs durch Gruppe Z
Unsere Gruppe Z möchte 2 neue CDs herausgeben und bittet Sie herzlich um Ihre Veröffentlichung.
Die CDs und ihr 6seitiger Begleittext bzw. dazugehörige Bilder haben den Titel:
Arnold Janz und Josef Henges berichten: Zwei Stolberger als „Moorsoldaten“ im KZ
Es sind Original-Tondokumente, aufgenommen am 15.8.1984. Die beiden Büsbacher, die leider nicht mehr leben,
berichten aus ihrem Leben, speziell von ihrem Leidensweg während der Nazizeit, von Verfolgung, Flucht, Widerstand, von
Gefängnissen und ihren grauenhaften Erlebnissen in KZs des Emslandes.
Wir wünschen uns, dass diese beiden Männer und ihre Schicksale nicht vergessen werden und wir sind sicher, dass ihre
sehr genauen und guten Schilderungen zusammen mit den Informationen, die wir hinzugefügt haben, Unterrichtsmaterial
und Bereicherung für Wissbegierige sein können.
Wir haben uns auch des Materials bedient, das Ihre Zeitung schon vor 3 Jahrzehnten veröffentlicht hat.
Mit freundlichen Grüßen
i.A. Karen Lange-Rehberg
Am 23.09. war die Pressevorstellung im „By George“. Der folgende Artikel erschien
am 26.09. in den Stolberger Nachrichten (zum Vergrößern darauf klicken; Download als PDF hier.):
Mehr über die Audio-Dokumentation...
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26.09.2014
Gruppe Z unterwegs in Aachen und Köln
Am 03. September 2014 besuchten Mitglieder der Gruppe Z , eine Filmvorführung in der VHS Aachen. Wir sahen uns den Film „Wir haben es doch erlebt – Das Ghetto von Riga“ an. Eine Dokumentation des Autors und Regisseurs Jürgen Hobrecht. Im Anschluss an den Film gab es über Skype eine Diskussion mit dem Regisseur, da er nicht in Aachen anwesend sein konnte. Angeregt durch den Film entdeckten wir eine Ausstellung über Boris Lurie und fuhren am 07. September nach Köln ins EL-DE-Haus (NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln). Dort wird noch bis zum 02. November 2014 die Ausstellung „KZ – Kampf – Kunst. Boris
Lurie: NO!art“ gezeigt. Am 07. September wurde zusätzlich zur Ausstellung der Dokumentarfilm „SHOAH und PIN-UPS“ über Boris Lurie gezeigt und eine Führung durch die Ausstellung angeboten.
Fotos (zur Vergrößerung darauf klicken):
Boris Lurie, 1924 als ältester Sohn einer jüdischen Familiein Leningrad geboren, wuchs in Riga auf, überlebte das Ghetto von Riga und mehrere Konzentrationslager, wanderte in die USA aus und betätigte sich dort als Künstler und Autor. In der Kunst fand er seinen Weg, dem Schweigen der Opfer zu entkommen. Seine Lebensformel wurde die NO!art, eine Kunstform die sich kritisch mit Gesellschaft und Politik befasst und sich provozierend und oft verstörend darstellt.
Boris Lurie verstarb 2008.
Weiterführende Links:
Phoenix-Medienakademie e.V.: “Wir haben es doch erlebt…” – Das Ghetto von Riga
Wikipedia-Eintrag zu Boris Lurie
Museen Köln: Ausstellung KZ – Kampf – Kunst. Boris Lurie: NO!Art
art / das Kunstmagazin: Obszönität der Shoah
NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
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06.08.2014
Borkum: Denkmal für den „Eroberer von Lüttich“ –
der VVN-BdA Aachen nimmt Stellung
Auf Borkum findet sich noch heute ein Denkmal für einen General des Ersten Weltkriegs, Otto von Emmich,
genannt „Eroberer von Lüttich“.
Fotos (zur Vergrößerung darauf klicken):
Der VVN-BdA Kreisvereinigung Aachen nahm dies zum Anlass
für zwei Briefe: einen an die Stadt Borkum sowie einen an Bundespräsident Joachim Gauck anlässlich seines Besuches
am 4. August in Lüttich zu den Feierlichkeiten zum 100. Jahrestages des Beginns des ersten Weltkriegs.
Hier der Wortlaut:
An die Stadt Borkum
Sehr geehrter Damen und Herren,
Bei einem Besuch Ihrer wunderbaren Insel stießen wir auf ein Denkmal für General von Emmich. Es ist das einzige
größere Denkmal der Insel, mehrfach (Schilder/Karten) wird darauf hingewiesen und es wird offenbar regelmäßig
gepflegt. Weder das Fremdenverkehrsamt noch das Heimatmuseum konnten mehr Informationen über den so Geehrten geben.
Nur der Wikipedia-Eintrag wurde erwähnt.
Das Denkmal an von Emmich enthält den Spruch „Dem Eroberer von Lüttich“. Darüber sind wir entsetzt!
Der „Eroberer von Lüttich“ hat jede Menge Blut, auch von unschuldigen Zivilisten, an den Händen.
100 Jahre nach dem völkerrechtswidrigen Überfall auf das neutrale Belgien darf es doch eine solch blinde
„Heldenverehrung“ nicht mehr geben!
Wir leben in Aachen in der Grenzregion zu Belgien und den Niederlanden und bemühen uns, mit Friedensfreunden
aus Belgien die Gedenkfeiern zum 1. Weltkrieg so zu gestalten, dass wir für heute lernen, dass Kriege zu
beginnen das größte Verbrechen ist.
In wenigen Tagen werden zahlreiche Repräsentanten europäischer Staaten und gekrönte Häupter in Lüttich an den
Beginn des ersten Weltkriegs erinnern. Von deutscher Seite wird Bundespräsident Gauck an den Feierlichkeiten teilnehmen.
Wieso besteht gleichzeitig in Form des Emmich-Denkmals eine derartige Verherrlichung des Krieges, selbst heute noch,
100 Jahre nach dem Beginn des Ersten Weltkriegs?
Am 4. August wurde das neutrale Belgien von deutschen Truppen überfallen. Auf der Strecke wurden schon manche
Gräueltaten gegen die Zivilbevölkerung verübt unter dem Vorwand der «Franc tireurs», die es eigentlich nie gab.
Dem deutschen Heer gelang ein Durchbruch im Norden: Aber auch hier stießen die Deutschen auf unerwarteten Widerstand
und „verloren“ zwei Tage. Aus Empörung, aus Wut rächten sich Soldaten an der Zivilbevölkerung:
Die kleine Stadt Visé wurde in Brand gesteckt und geplündert. Als die Deutschen in Lüttich einzogen,
waren die Vergeltungsmaßnahmen noch nicht vorbei. So wurden zum Beispiel vor der Universität etwa sechzehn
unbewaffnete Zivilisten, davon fünf spanische Studenten, an die Wand gestellt, was die Proteste der damals
neutralen spanischen Regierung auslöste.
Diese Erschießungen geschahen unter dem Kommando der deutschen Generalität. Verantwortlich war also auch Herr Emmich.
Heute würde man bestimmt von Kriegsverbrechen sprechen.
Wir zitieren aus dem Gutachten des MGFA / ZMS Potsdam zum traditionswürdigen Kasernenpatron General von Emmich:
„...als General der Infanterie und Kommandierender General des X. Armee-Korps an dem völkerrechtswidrigen Überfall
auf Belgien beteiligt. Bei den von ihm geführten Kämpfen um die Festung Lüttich (Liège) im August 1914 sowie beim
weiteren Vormarsch der deutschen Truppen kam es zu Ausschreitungen gegen und Hinrichtung von Zivilisten durch deutsche
Soldaten, die in der neueren Forschung als völkerrechtswidrig gewertet werden. In der Frühphase des Krieges sind etwa
5.000 Zivilisten in Belgien und Nordfrankreich deutschen Willkürakten zum Opfer gefallen.“
Von Emmich war verantwortlich für den völkerrechtswidrigen Überfall auf Belgien, der den Krieg zum Weltkrieg ausweitete.
In dem Buch von John Horne und Alan Kramer, „Deutsche Kriegsgreuel 1914 – Die umstrittene Wahrheit" schreiben die Autoren:
"Der deutsche Generalstab hatte ein spezielles Angriffskontingent vorgesehen, um Lüttich innerhalb weniger Tagen
militärisch auszuschalten. Am frühen Morgen des 4. August 1914 verletzten diese Truppen unter General von Emmich
die belgische Neutralität und überschritten in einer Breite von 40 Kilometern zwischen Aachen und Malmedy die Grenze."
(Seite 20).
Wir wollen nicht an die Täter, sondern an die Opfer erinnern! Und wir Aachener wollen zu unseren Nachbarn gute und
friedliche Beziehungen erhalten. „Denkmäler“ wie das des von Emmich zerstören das Vertrauen in eine neue, andere
deutsche Politik, die hoffentlich aus den beiden Weltkriegen, die von deutschem Boden ausgingen, gelernt hat.
Wir werden für eine Verbreitung der Fotos des Denkmals sorgen und unser Schreiben an eine interessierte Öffentlichkeit
weiterleiten. Vor allem in Lüttich selbst wird man Ihre Antwort sicher mit Spannung erwarten.
Wir erwarten von Ihnen, dass Sie auf der Insel eine öffentliche Debatte über das Denkmal führen, an deren Ende entweder
die Zerstörung dieses «Denkmals» steht oder eine unübersehbare Kommentierung. Hier sollte die Heldenverehrung
(„Eroberer von Lüttich“) durch die Trauer um die Opfer der Herren Emmich, Ludendorff u.a. aufgehoben werden.
Wir danken schon jetzt für Ihre sicher vorhandene Bereitschaft, auf unsere Einwände einzugehen und entsprechende
Diskussionen und Veränderungen in Gang zu setzen.
Mit freundlichen Grüßen
Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten Kreisvereinigung Aachen
Sehr geehrter Herr Bundespräsident,
Sie fahren am 4. August nach Lüttich, um gemeinsam mit anderen Regierungsvertretern und Repräsentanten
europäischer Länder an den Beginn des ersten Weltkrieg zu erinnern. Sie besuchen die Stadt Lüttich,
deren Bevölkerung 1914 schwer gelitten hat. Es wirft kein gutes Licht auf Ihr lobenswertes Vorhaben,
dass auf der Insel Borkum bis heute unkommentiert ein Denkmal für General von Emmich steht, den
– so steht es auf dem Gedenkstein – „Eroberer von Lüttich“, der für den völkerrechtswidrigen Überfall
auf Belgien und für die Gräuel an der Zivilbevölkerung Verantwortung trägt.
Wir haben die Stadt Borkum angeschrieben, Argumente vorgetragen und die Forderung nach Veränderung gestellt.
Wir würden uns freuen, wenn Sie sich die Zeit nehmen, sich kundig zu machen und mit den Mitteln Ihres Amtes
dafür eintreten, dass Ihre Auftritte in Belgien nicht durch solche Kriegs verherrlichende „Denkmäler“
konterkariert werden.
Mit freundlichen Grüßen
Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten Kreisvereinigung Aachen
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27.07.2014
Theodor Schaub, Stolberger Widerstandkämpfer
Ein Beitrag anlässlich des Gedenktages 20. Juli.
Gruppe-Z-Mitglied Kaja verfasste den folgenden Beitrag über Theodor Schaub,
einen Mitstreiter Ludwigs Ludes gegen das Dritte Reich. Der Artikel erschien am 18. Juli 2014
in den Aachener Nachrichten, PDF siehe
hier.
Eine Würdigung Theodor Schaubs findet sich auch in unserer Broschüre
„Nach Auschwitz verzogen“, in der der Stolberger Widerstand im Zusammenhang aufgezeigt wird.
Ein Stolberger, der nicht vergessen wird:
Theodor Leonhard Schaub, hier mit seiner Ehefrau Grete.
Widerstandskämpfer an der Seite von Ludwig Lude
Zum 70. Jahrestag des 20. Juli: Erinnerungen an Theodor Leonhard Schaub. Sozialdemokrat.
Reichsbanner-Vorsitzender. Konzentrationslager und Zwangsarbeit.
Von Karen Lange-Rehberg
Stolberg. Er leistete Widerstand gegen die Nazis: der Stolberger SPD-Mann Theodor Leonhard Schaub.
Seine Nachkommen erinnern sich in Interviews, die die Stolbergerin Karen Lange-Rehberg mit seiner Tochter
Anna (Anneliese) Kogel, seiner Enkelin Monika Reißmann, geb.
Kogel, und seiner Urenkelin Jana Reißmann sowie mit Hilfe eines Zeitungsartikels aus den Stolberger Nachrichten
vom 10. Juni 1971. Am Sonntag jährt sich das Attentat vom 20. Juli auf Adolf Hitler zum 70. Mal:
Vor über 40 Jahren – im Juni 1971 – führten die Stolberger Nachrichten ein Interview mit einem Ehepaar aus Stolberg,
das seine Goldhochzeit
feierte: Leonhard Schaub und seine Frau Margarete geb. Böll. Der Artikel trug die Überschrift:
„Politischer Häftling gewesen. Eheleute Schaub machten schwere Jahre im Dritten Reich durch“.
Zwei Jahre nach dem Interview starb Margarete Schaub, ihr Mann folgte ihr wiederum zwei Jahre später im Februar 1975.
An Leonhard Schaub erinnerte erst wieder die Broschüre der Gruppe Z:
„...nach Auschwitz verzogen“. In einem Absatz über die Tätigkeit der SPD-Widerstandsgruppe Ludwig Lude
fand auch Schaub und seine Widerstandsarbeit Erwähnung, ebenso seine Verhaftung,
sein Prozess und seine Verurteilung zu 30 Monaten Haft im Konzentrationslager Papenburg…
Spuren, die aufgenommen wurden von seiner Urenkelin Jana Reißmann, 24, Studentin in Wien.
Sie schrieb an Gruppe Z,
und Karen Lange-Rehberg traf Jana und ihre Mutter Monika dann in Berlin, um ihre Erinnerungen
an und Erzähltes über Leonhard Schaub festzuhalten. Schaubs Tochter Anneliese Kogel aus Alsdorf
wurde auch noch besucht und steuerte Fotos und Anekdötchen bei. So entstand aus
vielen Einzelheiten das Bild eines Mannes wieder, der in Stolberg nicht vergessen werden sollte.
Jana Reißmann hat ihren Urgroßvater natürlich nicht gekannt, aber sie ist sehr beeindruckt von ihm:
„Mama hat sehr viel von Urgroßvater erzählt, sie hat seinen Charakter, seinen Mut bewundert.
Das hat mich bestimmt aufmerksam gemacht auf das, was in der Gesellschaft passiert.
Von meiner Erziehung her hätte ich niemals ein Mensch sein können, dem alles ‚wurscht’ ist.“
Jana studiert – wen wundert es – Politikwissenschaften. Ihre Mutter Monika verbrachte Wochenenden
und Ferien bei den Großeltern, und sie fühlte sich dort wohl und geborgen, die gemeinsamen
Spaziergänge durch Stolberg liebte sie sehr, zumal sie meistens am Kaiserplatz mit einem
leckeren Eis endeten. Monika Reißmann erinnert sich an viele, für sie
sehr wichtige Gespräche mit ihrem Großvater, nur über seine Zeit im KZ
habe er wenig erzählt. Wohl habe er ihr ein Buch gegeben, in dem ein
ehemaliger Häftling berichtete, was er dort erlebt hatte.
Schaub diskutierte gern mit seiner Enkelin, aber erwähnte nie
die Namen seiner Weggefährten
aus dem Widerstand in Stolberg, ebenso nicht die Namen seiner Leidensgefährten
aus dem KZ. Nie sprach er nach dem Krieg über den Mann, mit dem er im Widerstand
eng zusammen gearbeitet hatte, dessen rechte Hand Schaub war, dessen Namen er
im Verhör hartnäckig verschwiegen hatte, nämlich über Ludwig Lude.
Aber genau diese Verschwiegenheit, gepaart mit Zuverlässigkeit,
zeichneten die effektive Arbeit im Widerstand ja aus. Über dieselben Eigenschaften
verfügte auch Lude, auch er stellte sich bei Verhören, im Prozess und im Zuchthaus
so unwissend, wie es eben ging. Verhaftet wurden beide nur,
weil ein anderer Mitwisser sie verraten hatte.
Schaubs Enkelin Monika gefiel als Kind des Großvaters ruhige Verlässlichkeit
und sein geregelter Tagesrhythmus, Tochter Anneliese bezeichnete diesen eher
als starr, wobei sie zugab, dass er sein Leben erst nach der Entlassung aus dem KZ
mit einer gewissen Starrheit führte. Nachwirkungen einer leider unauslöschlichen Zeit.
Reichsbanner und Widerstand
In den späten 60er und frühen 70er Jahren konnte man häufig,
z. B. am Bastinsweiher, einen älteren Spaziergänger antreffen,
der mir auffiel wegen seiner schräg sitzenden Baskenmütze.
Hätte ich doch damals schon etwas über Leben und Schicksal dieses Mannes gewusst!
Heute versuche ich, mir ein Bild von diesem Mann zu machen aus dem,
was ich über ihn gelesen oder eher noch gehört habe von seinen Nachfahren,
und ich möchte dieses Bild weiter vermitteln: ein mutiger Stolberger,
den man nicht vergessen sollte.
Schriften im Wald versteckt
Leonhard Theodor Schaub wurde am 3. Novemer 1887 in Stolberg geboren;
von Beruf war er Zinkschmelzer. Von 1916 bis 1918 leistete er Kriegsdienst
an der Westfront und bekam Tapferkeitsorden: das EK II und das Ehrenkreuz
für Frontkämpfer, das ihm die Nationalsozialisten später aberkannten.
(Infos über sein Leben bei Ralph Jaud: „Der Landkreis Aachen während der Nazizeit.“ S. 640).
Die Erlebnisse im Krieg haben ihn geprägt. Seine Enkelin Monika zitiert
ihn: „Was ich da gesehen habe, kann kein Gott zulassen“; als Konsequenz trat
er aus der Kirche aus. Vielleicht als eine weitere Konsequenz wurde er
politisch aktiv. Von 1929 bis 1931 ist seine Mitgliedschaft in der SPD belegt,
zeitweise als Mitglied des Stolberger Ortsvorstandes, und seine Arbeit im
Vorstand der Berufsschule für die Interessengemeinschaft der Arbeitnehmer.
Bald merkte er, dass ihm Parteiarbeit im Grunde nicht lag, sondern eher
praktisches Handeln. So verließ er die SPD und trat ein in das Reichsbanner
Schwarz-Rot-Gold, das den Schutz von SPD-Veranstaltungen gegen Nazi-Angriffe
übernahm. Noch zwei Wochen nach der Machtübernahme durch die Nazis wurde
er zum letzten Ortsvorsitzenden des Reichsbanners gewählt. Diese Gruppe
traf sich einmal in der Woche in der Grachtstraße, um Schutzaktionen zu beraten.
Nach der „Machtübernahme“ jedoch wurde das Reichsbanner wie zahllose andere
Organisationen von den Nazis beobachtet und dann verboten.
Die Verfolgung der Mitglieder hielt an, nahm zu. Trotzdem bemerkte die
Gestapo nicht, dass sich in Stolberg eine Widerstandszelle entwickelte, deren
Leitung Ludwig Lude innehatte, deren Wirkungsbereich sich bald über verschiedene
Gegenden Deutschlands und auch Belgiens und der Niederlande erstreckte.
Ludes „rechte Hand“ war laut Zeitzeugenaussage Leonhard Schaub (so der ehemalige
SPD-Ratsherr Peter von der Bank). Lude vermittelte Kontakte zwischen ehemaligen
SPD-Funktionären und steuerte den Vertrieb verbotenen Informationsmaterials,
vor allem über die Grenze nach Belgien. Schaub richtete Verstecke der
Schriften ein im Atscher Wald und im Wald nahe Eilendorf. (s. Anklageschrift Kap. 16).
Durch Verrat flog die Gruppe auf; in der Anklageschrift des 1936 geführten
Prozesses heißt es über Schaubs Widerstandstätigkeit: „Die Weiterleitung der von
Sauerbier (ein anderer Angeklagter) eingeführten Schriften war von Anfang an
die Aufgabe hauptsächlich des Angeschuldigten Schaub. Dieser erhielt im
April 1934 von (Ludwig) Lude den Auftrag, die Schriften aus dem Versteck
im Walde abzuholen. In fünf bis sechs Fällen schaffte er sie in die
Wohnung des Angeschuldigten Lude, in 16 bis 18 Fällen vermittelte er die
Weiterleitung an ihm angeblich unbekannte Personen aus Mönchengladbach und
Köln. Diese Personen holte Schaub bei ihrem erstmaligen Erscheinen am Bahnhof
in Stolberg ab und führte sie zu dem Versteck, wo sie dann in Zukunft regelmäßig
die Schriften abholten. Es handelte sich jedes mal um 500 bis 600 Schriften.“
Schaub wurde „nur“ zu 30 Monaten Gefängnis verurteilt, was wohl auch darauf
zurückzuführen ist, dass sowohl Lude als auch Schaub selbst unter Folter
eisern schwiegen über ihr Tun und über das, was sie von einander wussten.
Beide gaben nur zu, was ihnen nach mehrmaliger Gegenüberstellung bewiesen
werden konnte, und mehr können wir auch heute nicht mehr herausfinden.
(s. auch Artikel von Manfred Bierganz in den Stolberger Nachrichten vom 17.8.1988)
Im KZ Aschendorfermoor
Die schlimmste Zeit seines Lebens begann für Leonhard Schaub, nachdem er mit
anderen zusammen in das für die „Politischen“ vorgesehene Strafgefangenenlager
Aschendorfermoor bei Papenburg abtransportiert worden war. Das war eines
von den 15 berüchtigten KZs im Emsland, wo die Sträflinge bei brutalster
Behandlung Torf stechen mussten. Schaub wurde am 21. Dezember 1937 nach
Hause entlassen. Er erzählte später nur wenig von dem, was er im Lager erlebt hatte.
Seine Enkelin Monika Reißmann und ihre Tochter Jana erinnern sich aber an Berichte,
dass er sich von der Bewachung durch die SA (Pionierstandarte 10) nichts
gefallen lassen wollte, die bekannt war durch Terror und Schikanen gegenüber
den Gefangenen. Schaubs Widerspruch muss ihm immer wieder mindestens Haft
in mit Latten vergitterten Einzelkäfigen gebracht haben, in denen man weder
sitzen noch liegen konnte. Er hätte kaum überlebt, wenn es nicht Kameraden
gelungen wäre, ihm ein wenig Essen durch die Latten zu schieben. Die Kameraden
aus dem politischen Widerstand hielten zu ihm – egal, ob Sozialdemokraten oder Kommunisten.
Zu den erlittenen Schikanen gehörte auch, dass er oft am Gang zur Toilette
gehindert wurde – angeblich aus zeitlichen Gründen. Ein Freund Schaubs starb
an einer Lungenentzündung, weil er sich – wie andere es auch versuchten –
mit einem unter dem Hemd getragenen Schal bei schwerer Arbeit in eisiger
Kälte schützen wollte. Dies wurde entdeckt, Hemd und Schal wurden vom
Aufseher durchgerissen, und er musste mit Fetzen am Körper weiter Torf stechen.
Schaub war ein sehr disziplinierter Mann: „Um seine Gesundheit nicht total einzubüßen
und dem Alltag etwas mehr positive Struktur zu geben, hat mein Opa auch im KZ
regelmäßig seine Gymnastikübungen gemacht“, sagt seine Enkelin.
Aber auch er wurde sehr krank. Als er nach seiner Entlassung zu Hause vor der Tür stand,
war die Familie sehr erschrocken: Er war am ganzen Körper aufgedunsen von
Wassereinlagerungen. Die Gestapo ließ ihm zum Ausruhen nur wenig Zeit:
Am nächsten Morgen wurde er früh aus dem Bett geholt. Draußen stand ein
abfahrbereiter Lkw, in den das gesamte Hab und Gut der Familie und
Schaub selbst verfrachtet wurden. Seine Frau und zwei Töchter bekamen
Fahrkarten für die Bahn, mit der sie – und Schaub mit Lkw – nach Merseburg
bei Leipzig zur „Dienstverpflichtung“ (Zwangsarbeit) transportiert wurden.
Schaub war für die Nazis als Zinkschmelzer wichtig, die Töchter als Arbeiterinnen in den
kriegsvorbereitenden Fabriken, wie z.B. den Leunawerken und den
mit ihnen verbundenen Junkerswerken: Die Herstellung von synthetischem
Benzin in den Leuna-Werken war aus strategischen Gründen von großer
Bedeutung. 15.000 Menschen arbeiteten dort, von denen mehr als zwei
Drittel unfreiwillig zur Zwangsarbeit dorthin verfrachtet worden waren:
Die Familie Schaub ist dafür ein Beispiel.
Tochter Anna Kogel ist überzeugt, dass der Vater auch in den Junkers-Werken gefährliche
Arbeit verrichtete. Allerdings bekam die Familie eine geräumige Wohnung und ein geregeltes Einkommen.
Rückkehr nach Stolberg
Nach dem Krieg konnte die Familie dann wieder nach Stolberg zurückkehren. Seine Frau Grete bat
ihn aber dringend, nie mehr politisch aktiv zu werden, obwohl sie die politische Meinung
ihres Mannes immer geteilt hatte. Er hielt sich daran, besuchte aber regelmäßig außer
seinen Geschwistern auch seine alten Gesinnungsfreunde, z. B. am Wochenende Ludwig Lude
auf dem Donnerberg.
Lude wollte seinem besten Kameraden aus dem Widerstand eine Arbeit in der Verwaltung besorgen.
Schaub jedoch lehnte einen „Schreibtischjob“ für sich ab und arbeitete dann als
Hausmeister im (alten) Arbeitsamt in der Frankentalstraße, wo er dann auch zusammen mit seiner Frau für eine Zeit unter dem Dach wohnte.
Als Rentner las er viel. Enkelin Monika Reißmann erzählt, dass es vor allem Bücher mit
politischem Inhalt waren, z. B. die von Johannes Mario Simmel, der ein Pazifist war wie Schaub selbst.
Nach dem Tod seiner Frau 1973 verlor er seine Lebensfreude und wurde krank.
Tochter Maria holte ihn nach Weissach in den Schwarzwald, wo er am 13. Februar
1975 starb.
Zitat
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06.08.2014
Birlikte – Zusammenstehen
Impressionen vom Kunst- und Kulturfest Keupstraße in Köln, Sonntag den 8. Juni 2014
Anlässlich des 10. Jahrestages des Nagelbombenattentates des NSU in der Keupstraße in Köln
besuchten einige Mitglieder der Gruppe Z das von der AG Arsch Huh und dem Aktionsbündnis Birlikte ausgerichteten
Kunst- und Kulturfest in der Keupstraße.
Das bis in den späten Abend – trotz der großen sommerlichen Hitze an diesem Tag – sehr gut besuchte Fest
bot eine Vielzahl kultureller und kritischer politischer Veranstaltungen. Deren Besuch erwies sich oft als sehr schwierig,
da sich der zur Verfügung stehende Raum auf Grund der vielen interessierten Menschen als zu klein erwies.
Nach den unsäglichen Verdächtigungen durch die Behörden war das gelungene Fest sicher eine Bestätigung und Ermutigung
für die BewohnerInnen der Keupstraße und ein Schlag ins Gesicht für all jene, die gegen ein friedliches Miteinander hetzen
und agitieren, die dieses Miteinander durch Hass und Gewalt zerstören wollen und selbst vor Mord nicht zurückschrecken.
Links zu Thema: Birlikte,
Engel der Kulturen
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